Am 30.08.2018 machten sich zwei Gruppen vom WHW (Markus und Rob vom Polo-Team mit Gast Ed sowie Julia vom Polo-Team mit Fahrtenleiter Volker. Ute und Ronja stießen einen Tag später dazu) auf den Weg ins französische Skidorf Samoëns, das zwischen Genfer See und Mont Blanc auf etwa 700 m Meereshöhe gelegen ist. Bei Nacht und Nebel wurde der Zeltplatz am Ufer des Giffre bezogen, welcher grau durch die Dunkelheit rauschte. Der nächste Morgen änderte nichts an dem grauen Eindruck, weil der Fluss eine Menge schwarzes Granitmehl transportierte, welche ihm eine fast unwirkliche graue Farbe verlieh. Der bewölkte Himmel und der Nebel, der zwischen den steilen, bis zu 2700 m hohen Bergen, hing, ergänzten das Gesamtbild. Ganz anders die Paddler, die über beide Ohren strahlten, als sie die Ein- und Durchfahrt der bei Touristen beliebten Klamm (Gorge des Tines) von oben besichtigten. Die Einfahrt über das Blockwurfwehr hat sich im Vergleich zu den Vorjahren deutlich vereinfacht, weil das Wehr nun weniger steil ist, ohne nennenswerte Hindernisse geradeaus in Verlängerung der Klamm angefahren werden kann und somit einer holprigen Rutsche in den Pool vor der Klamm gleicht.
Eingebootet wurde oberhalb der Ortschaft Sixt-Fer-à-Cheval, wo der Giffre noch eine klare dunkelblaue Farbe aufweist. Nach gut einem Kilometer Einpaddeln bei WW II und einem erfrischenden Schwall taucht die Klamm auf. Vorher, etwas unvermittelt (alle Augen waren auf die Klamm gerichtet), wartete noch eine ca. 1 m hohe Stufe (siehe Bild), welche mit einem sehr spät sichtbaren Stein im Unterwasser für diverse Stunteinlagen und eine leichte Prellung sorgte. Hier mischt sich eine Schlammschleuder zum Giffre, welche dem Fluss die oben genannte graue Farbe gibt. Die nachfolgende Rutsche in die Klamm meisterten wir bei niedrigem Wasserstand (“40” oder vielleicht “1,40” an der Brücke beim Campingplatz) eher holprig aber ohne Schwierigkeiten. Julia wurde dies beim vierten Run zu langweilig, sodass sie kurzerhand rückwärts rutschte (siehe Bild). Die dunklen Felswände der Klamm rücken bis au f 2 m zusammen und sorgen für eine düstere Kulisse. Hallendes Rauschen kündigt frühzeitig eine Triade leicht verblockter Schwälle an, für die sich die Klamm ein wenig weitet und sofort danach wieder verengt. Die einzigen III-er Stellen auf dem Bach, allesamt gut fahrbar.
Nach der Klamm nahmen die Schwierigkeiten wieder ab. Es folgten noch ein paar kleinere Schwälle und zahlreiche Spielstellen. Unkonzentriertheiten wurden sofort mit unsanften Steinkontakten und sogar einem Überraschungsschwimmer bestraft.
Bei einer großzügigen Mittagspause und Markus’ vielschichtigem Kuchen beschlossen wir, den unteren Giffre zu erkunden. Dieser verläuft weitgehend durch ein flaches Kiesbett und bot bei unserem Wasserstand nur wenig interessantes Wildwasser. Für Aufregung sorgten lediglich vier Blockwurfwehre, die allesamt nach Besichtigung (und Testbefahrung durch Volker, siehe Bild: Volker gibt die Linie vor) befahren werden konnten.
Den ersten Tag schlossen wir mit einem weiteren Run auf dem oberen Giffre ab, schließlich hatte der Autor des ersten Teils des Berichts noch eine Rechnung mit der Überraschungsstufe offen. Begeistert vom oberen Abschnitt wurde dieser am zweiten Tag, nun in Gesellschaft von Ute und Ronja, wiederholt befahren, bevor Ed und Rob sich verabschiedeten und der Rest der Gruppe in Richtung Genfer See weiterzog, wo die Dranse auf dem Programm stand.
Nach einer ca. 1-stündigen Fahrt über den Pass kamen wir sogar noch im Hellen am Campingplatz in Thonon-les-Bains direkt am Genfer See an, so dass sich die beiden Hunde mit Ute und Ronja noch in den erstaunlich großen Wellen austoben konnten und die anderen schonmal Volkers Spätzle-Pilz-Pfanne vorbereiten konnten, die sehr spektakulär in einer finnischen Muurikka zubereitet wurde. Gestärkt freuten sich nun alle auf die Befahrung der Dranse am nächsten Tag.
Wie wir im Vorfeld herausgefunden hatten, wird zwischen 9 und 14 Uhr so viel Wasser abgelassen, dass der Pegel einen konstant hohen Stand hat. Als wir um 9:45 am Ausstieg (Ein- und Ausstieg befinden sich an der Route des Grandes Alpes; gut durch Parkplätze gekennzeichnet) ankamen, war davon aber noch nichts zu sehen… Guten Mutes fuhren wir trotzdem schon mal hoch zum Einstieg, machten uns bereit (teilweise mussten Boote neu eingestellt werden, da der kleine Diesel leider vorzeitig die Heimreise antreten musste und durch ein größeres Exemplar ersetzt worden war) und fanden dort einen sehr guten Wasserstand vor (wie wir später am Ausstieg feststellten, war das Wasser mindestens einen Meter höher als zuvor).
Der 2m hohe Felsenstart und die etwas anspruchsvollere Verblockung dahinter war dann doch nur etwas für Volker und Ute, die in einem sehr nassen Zustand zum weiter unten eingestiegenen Rest dazustießen. Obwohl so gar nicht Volkers Art, fuhren wir auf den folgenden 5 Kilometern fast jedes Kehrwasser an; er hatte wohl erkannt, dass es da bei ein paar Leuten noch Übungsbedarf gab. Und genau dafür war der Fluss super geeignet. Es kam eine Übungsstelle nach der anderen, an denen auch Teilweise die Rollkünste zur Schau gestellt werden mussten. Viele Wellen, ein paar Surfstellen und eine etwas anspruchsvollere Stufe in der Mitte machten die Fahrt zu einer sehr spaßigen Angelegenheit. An besagter Stufe läuft viel Wasser von beiden Seiten zusammen und um gut durch zu kommen, muss man am Anfang wohl einen kleinen Schlenker fahren. Als Markus zum zweiten Mal an dieser Stelle rollen musste, ergriff ihn der Ehrgeiz, er kletterte wieder hoch und schaffte die Durchfahrt dann doch auf einer super Linie. Insgesamt kann man vielleicht festhalten, dass man der Autorin des zweiten Teils, die sich auf Utes Anweisung zur Übung ihre eigenen Linien suchte, besser nicht folgt (in einem Fall kamen alle nur ganz knapp an einem spitzen Stein vorbei und im anderen Fall führte dies zum Kentern von Ronja) und Volker uns immer im richtigen Moment mit hilfreichen Tipps gerettet hat.
Im wasserreichen Zeitfenster von 10 bis 14 Uhr schafften wir leider nur 2 Runs, immerhin kamen wir so aber zu einer angebrachten Zeit (20 Uhr) wieder in Heidelberg an. Zur Dranse lässt sich noch sagen, dass sie eine richtig gute Alternative zu Hüningen ist. Die Fahrt sind nur 2 Stunden mehr, aber auf dem Fluss ist wirklich für jeden Anfänger etwas dabei und zusätzlich bekommt man noch die wirklich beeindruckende Landschaft dazu.
Zum Schluss möchte ich mich noch im Namen aller Mitfahrer bei Volker für die tolle Organisation und Assistenz auf dem Fluss bedanken. Die weniger erfahreneren Wildwasserfahrer haben auf jeden Fall eine ganze Menge gelernt!
Robert Lindner und Julia Jäger