Das Appenzellerland war für mich paddelmäßiges Neuland, deshalb reizte es mich bei dem Wildwasserwochenende des Bodenseekanukreises teilzunehmen. Ignorierend der Wettervorhersage zogen wir Freitagsabends los Richtung Süden. Anfangs war das Wetter trocken, doch kurz vor Erreichen des Bodensees begann es zu Regnen, der leider schnell in Schnee überging und bei eintreffen am Campingplatz lag der Schnee bereits ca. 5 cm hoch. "Na toll!", Am nächsten Morgen wurden wir, die Vertreter des WHW, von Helmut- dem Organisator begrüßt. Doch außer uns war er der einzige Paddler auf dem Platz - alle anderen Teilnehmer hatten kurzfristig abgesagt und sind nicht gekommen.
{phocagallery view=switchimage|basicimageid=2543|switchwidth=640|switchfixedsize=0}Am ersten Tag stand die Sitter auf dem Plan. Für die, die es etwas gemächlicher angehen lassen wollten, paddelten die Sitter ab dem Campingplatz hinab bis ca. Egg. Die Sitter strömte als leichtes Wildwasser gut dahin und ständig war etwas geboten. Für die, die etwas Wilderes wollten stand, die obere Sitter auf dem Plan und Jan und ich wollten esc etwas wilder. Uli und Roland unsere Wildwasserscouts trafen pünktlich am Treffpunkt ein, genauso wie die Sonne. Das Land war schneebedeckt, die Sonne schien, man würde eher ans Skifahren denken statt ans Paddeln, aber trotz der weißen Pracht luden wir die Kajaks ab und setzten ein.
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Wir nutzten anfangs Kehrwässer, spielten an verschiedenen Stellen und paddelten langsam der Schlucht entgegen. Dort wurden wir für unser dem Winter-die-Stirn-bieten mit tollem Wildwasser in einer sehenswerten Schlucht belohnt. Vorsichtig tasteten wir uns anfangs langsam die ersten Stufen und Rutschen vor, bis wir das "Kanonenrohr"-einen Fünfmeterwasserfall der in einer Spalte
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hinabfällt, erreichten. Keiner von uns wollte ihn befahren. Uli und Roland umtrugen, Jan und ich waren hingegen fußfaul und setzten mittels Felsenstart direkt dahinter ein. Dahinter war weiterhin schönes, Wildwasser bis in den IV-ten Grad. Viele weitere Stufen und Rutschen wurden bezwungen bis wir zufrieden am Ausstieg ankamen. Uli stellte uns nach dieser Befahrung die typische Paddlerfrage: "Second Run Douple Fun?", die wir nur bejahen konnten. Bei zweiten Run schien die Sonne leider nicht mehr ganz so schön, aber dafür war der Wasserstand deutlich gestiegen ohne den Bach wesentlich schwerer zu machen. Da wir nun bereits alles kannten, war die zweite Fahrt deutlich schneller als die erste gewesen .
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Am Ausstieg sahen wir, dass nun kräftig Wasser über die Wehrkrone floß. Eigentlich genug für die mittlere Sitter, die nur selten fahrbar ist. "Selten fahrbar?-Dann nix wie los!" Roland erklärte sich bereit den Shuttle Bunny zu machen und zu dritt setzten wir die Fahrt fort. Die Schlucht war breiter, offener, wenn auch deutlich wuchtiger. Die "Rotbachstufe", eine enge Durchfahrt mit deutlichem Abfall, brachte uns einen feudalen Adrenalinschub. Der Rotbach mündete gleich dahinter und brachte der Sitter kräftig Wasser und uns ein bischen Norwegenfeeling. Herrliches wuchtiges Wildwasser, mit hohen Wellen, Walzen und kräftigem Gefälle - es war ein perfektes Wildwasser in einer schönen Schlucht und uns allen drei war am Ausstieg klar gewesen. "Zum Glück sind wir noch die mittlere Sitter gepaddelt!"
Nach dem gemeinsamen und späten Abendessen im beheizten Aufenthaltsraum des Campingplatzes ließen wir den Abend nach geselliger Runde ausklingen.
Am nächsten Morgen versteckte sich die Sonne, doch die Pegel im Appenzellerland waren insgesamt gut und der Pegel des Necker, der ebenfalls nur selten befahrbar sein soll, war laut Internet im grünen Bereich. Also stand die Befahrung des Necker für den Sonntag fest. Über den Necker steht im Flussführer: "Der Necker ist ein mäßig schwerer Wildfluss, der sich wegen seines offenen Charakters und verschiedener ansprechender Passagen großer Beliebtheit erfreut." Das las sich gut. Doch am Einstieg in St. Peterszell sah der Necker nicht gerade nach "ansprechender Passage" aus. Doch nach einer kurzen Strecke fuhren wir bereits die erste Rutsche in einer reizvollen Waldschlucht hinab und wie beschrieben der Necker hatte noch viele verschiedene ansprechende
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Passagen: Rutschen, Schlitze, Katarakte, hohe Wellen, kräftige Walzen. In letzteren wurde der Wettkampf "Wer macht die höchste Kerze?" ausgetragen. Manfred als Vertreter des WHW musste sich dem bachkundigen geschlagen geben, gewann aber dafür in der anschließenden Disziplin "im Boot bleiben". In der zweiten Hälfte verlor die Sitter ihren stufigen Charakter, wurde etwas einfacher, konnte aber dafür mit dem landschaftlichen Reiz seiner Konglomeratschlucht trumpfen.
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Teilnehmer
Manfred, Berta, Jan G. und Volker G.
Strecken
- obere Sitter, Brücke oberhalb der Schlucht bis Wehr bei Haslen; 4,5 km
- mittlere Sitter, Wehr bei Haslen bis Kraftwerk St. Gallen, 7,5 km
- unter Sitter, Campingplatz Wittenbach bis Egg; 15 km
- Necker-Thur, St. Peterszell-Lütisburg, 19km
- Vereinskilometer: 120km
Resumee
Das Wetter hätte deutlich besser sein können, aber dafür konnten wir auch Bäche befahren, die nur selten befahrbar sind. Die obere und mittlere Sitter waren schönes, interessanten Wildwasser mit WW III-IV (V) im mittelschweren Bereich und in sehenswerten Schluchten. Die obere Sitter war mehr technisch, die mittlere hingegen wuchtiger, doch beide haben unheimlich Spaß gemacht. Die untere Sitter war einfaches Wildwasser, auf der es immer flott voran ging und immer was los war. Der Necker lag mit WW II-III von der Schwierigkeit zwischen dem unteren und den obereren Sitterabschnitten. Er beeindruckte uns sowohl mit seinen Rutschen und Co. die nicht zu unterschätzen sind, als auch mit seiner Landschaft. Kurzum das Appenzellerland ist ein interessantes Paddelrevier. Wir wurden perfekt die Bäche hinabgeführt und auf dem Campingplatz wurden wir freundlichst versorgt. Ich fand die Tour trotz Schnee einfach nur toll und werde wenn möglich nächste Jahr wieder dabei sein, wenn der Bodensee-Kanuring zum Wildwasserwochenende im Appenzelleerland aufruft.
Und wieder wurde festgestellt, dass das Ein- und Aussteigen bei uns im Verein mehr geübt werden sollte, denn das Einsteigen forderte wieder ein nasses Opfer - auch wenn es vielleicht eine kleine Ausrede/Entschuldigung hierfür gibt: Beim Second Run der oberen Sitter wurde das Kajak beim Auftauchen nach dem 5m -Felsenstart von der Strömung unter die Felswand gedrückt - und irgendwann wurde dem Einsteigenden die Luft knapp, weshalb die im Hallenbad immer funktionierende Rolle versagte.