Mitte Juli boten Rob und Simon eine Neuauflage des Lechtal-Einsteigertrips an, welcher sich 2019 großer Beliebtheit erfreut hatte. Selma, Jutta und Patrick hatten sich angemeldet, Rob und Simon organisierten den Trip, Ed kam unterstützend mit Kim dazu, welche zwar nicht paddelte, jedoch noch eine essenzielle Rolle bekommen sollte.
Donnerstag, 08.07.2021 – Anfahrt und Material befeuchten.
Bei moderatem Niedrigwasserpegel und warmen Temperaturen sollte der Lech zwischen Steeg und Weißenbach zum Revier und Übungsplatz der WHW-Wildwasserpaddler werden. So zumindest der Plan. Schon bei der Anfahrt am Donnerstag ließen kräftige Regengüsse sowie die grau-braune Wasserfarbe im Unterlauf keinen Zweifel daran erkennen, dass WHW in Wirklichkeit für „wieder Hochwasser“ steht.
Es war ungewöhnlich viel los auf der Straße – fast prä-Corona-Verhältnisse auf A8 und A7. Wir erreichten den Campingplatz in Häselgehr gegen 16:30 Uhr und bauten in einer kurzen Regenpause Julias Zeltpalast auf. Anstatt den Rest des Tages im Vorzelt Piratengeschichten zu erzählen, wollten wir die Boote kurzerhand zu einer Übungsstelle bringen und dort ein paar Schleifen drehen. Kaum hatten wir uns in die engen Paddelsachen gezwängt und die Boote umgeladen, machten uns Blitz und Donner einen Strich durch die Rechnung. Paddelsachen nass, trotzdem Piratengeschichten statt bootfahren. Na super.
Freitag, 09.07.2021 – Lech zwischen Häselgehr und Stanzach
- Abschnitte:
- Camping Rudi bis Brücke vor Stanzach
- 2x Camping Rudi bis Holzbrücke Klimm
- Pegel Grießau
- 190cm (HMW, teils HW Charakter unten)
- 183cm (HMW)
- 175cm (MW)
- 9km WW I-II (III), 2x4km WW I-II
- Paddler:
- Rob, Simon (alle Strecken)
- Selma, Patrick (kurze Teilstrecke)
- Vereinskilometer: 50
Der Regen ließ nicht locker und bescherte uns den höchsten Wasserstand des Lechs seit fast einem Jahr. Das letzte Mal, als die Bäche in Tirol so voll waren, war der WHW übrigens im benachbarten Inntal unterwegs…
Anstatt Selma (noch nie auf WW) und Patrick (Eine Woche Anfängerkurs) direkt in die flotte graue Brühe zu schicken, testeten Rob und Simon morgens um 10 Uhr die Strecke zwischen Campingplatz und der Brücke vor Stanzach (Ausstieg rechts vor der Brücke – danach bei dem Wasserstand keine guten Kehrwasser!). Bei dem Wasserstand waren die 9km in gut 30 min absolviert. Abgesehen von einem Schwall auf halber Strecke (ca. 500m nach der Holzbrücke), der mit ein paar dicken Löchern (gell, Simon?) WW3 erreichte, gab es keine großen Schwierigkeiten. Im unteren Teil kamen jedoch noch einige Seitenbäche dazu und der Fluss hatte dank abgesoffener Ufer und hässlicher Verschneidungen in den Kurven einen Hochwassercharakter, den wir den Anfängern nicht antun wollten.
So befuhren wir zusammen zwei Mal die ersten 4km der Strecke bis zu einer Holzbrücke mit super Parkplatz. Außer ehrfürchtigen Blicken leisteten sich unsere Anfänger keine Blöße.
Umgesetzt haben wir übrigens mit dem Bus, der stündlich für Camper kostenlos das Tal hoch- und runterfährt. So mussten wir nur das Auto zum Ausstieg bringen, den Bus zum Einstieg nehmen und uns unseres CO2-Fußabdrucks freuen.
Beim Umsetzen sahen wir uns noch die Walze in Stanzach kurz vor der Mündung des Namlosbachs an. Bei 190cm in Grießau ein stattliches flussbreites Monster, welches sich aber rechts fahren und links umtragen ließ. Die Aussicht, in weniger als 24h dort durchzufahren löste keine Begeisterungsstürme aus.
Am Abend gesellten sich Jutta, Kim und Ed zu unserer Runde und erfreuten sich der Linsen, Spätzle und Saiten, die wir in Abwesenheit von Julia essen durften.
Samstag, 10.07.2021 – Lech um das Camp herum
- Abschnitte:
- Camping Rudi bis Mündung Namlosbach
- Ortsausgang Bach bis Camping Rudi
- Pegel Grießau
- 145cm (NW)
- 140cm (NW)
- 2x 10km WW I-II/II
- Paddler:
- Jutta
- Selma
- Patrick
- Ed
- Simon
- Rob
- Vereinskilometer: 120
Bei Kaiserwetter und angenehmem Pegel (leider war das Wasser noch grau) nahmen wir die Truppe auf die untere Strecke, vorbei an dem furchterregenden Loch bis zur Kiesbank an der Mündung des Namlosbachs. Doch ganz von vorne: Alle paddelten souverän das bekannte Teilstück, doch als Rob sich umschaute, sah er Eds Boot falschrum den ruhigen Bach hinabtreiben. Versuchte Ed, als U-Boot dem englischen Sonnenbrand zu entgehen? Einundzwanzig, zweiundzwanzig… kein Rollversuch. Stattdessen schwamm neben dem Boot die Hälfte von Eds eher neuem Carbonpaddel vorbei. Das gleiche Fabrikat, welches vor einigen Jahren auf der Friedhofstrecke, ebenfalls bei genau nichts, ebenfalls mitten im Schaft entzweibrach. Zwar fast selbstbergend (das Paddel musste schließlich nicht wirklich festgehalten werden) aber mit einer Hand voller Carbonsplitter zog Rob Ed samt Boot das steile Ufer hinauf. Mit zwei Messern wurden Carbonsplitter aus Eds Handflächen herausoperiert, während Kim von ihrer Wanderung zurückgerufen wurde (etwas lag in der Luft, wir hatten Nummern getauscht, just in case), um ihrem Gschpusi das Ersatzpaddel zur nächstgelegenden Brücke zu bringen.
Rob hatte sich Julias geschweißten Rexy ausgeliehen (sein eigener hat schließlich ebenfalls ein Loch) und deshalb einiges an Notfall-Tape dabei. Damit wurde das halbe Carbonsplittermonster in ein 1A-Canadierpaddel verwandelt, mit welchem Ed souverän bis zur Paddelübergabe kam. Großes Kino. Außer minderwertigem britischen Material keine besonderen Vorkommnisse auf dem Bach. Bei unserem Niedrigwasserstand war das Loch bei Stanzach links und rechts easy zu umfahren und das schlimmste daran war der Blick hinein. Der Run auf der oberen Teilstrecke verlief weitgehend unaufregend und wir versuchten, die wiederaufgetauchten Kehrwasser zum Üben und Spielen zu nutzen.
Im Camp angekommen ging ein leichter Sommerregen los, der uns nicht daran hinderte in der Mitte des Zeltplatzes unter Juttas Anleitung und den begossenen Blicken der anderen Camper mit Qigong Moves unsere Rücken geschmeidig zu machen. Das leckere Abendessen konnten wir noch draußen zu uns nehmen, bevor es nachts heftig stürmte und gewitterte.
Qigong unter dem Regenbogen macht den Rücken geschmeidig. |
Sonntag, 11.07.2021 – Bach bis Holzbrücke, Picknick und Stau
Aufgrund der Pegelprognose und der Entfernung zu Isar, Ammer und anderen potenziellen Zielen entschieden wir uns, am Sonntag einen entspannten weiteren Run im Lechtal zu machen und dann früh aufzubrechen. Morgens nach der Gewitternacht schien die Sonne. Blick auf die Pegel: Lech im Unterlauf ziemlich fett, oben kaum verändert. Isar und Ammer mit ordentlich Hochwasser. Alles richtig gemacht.
- Abschnitt:
- Ortsausgang Bach bis Holzbrücke Klimm
- Pegel Grießau
- 145cm (NW)
- 14km WW I-II/II
- Paddler:
- Jutta
- Selma
- Patrick
- Ed
- Simon
- Rob
- Vereinskilometer: 84
- Kim mit dem Raft nebenher :)
Andere Lech-Veteranen hatten uns die 10km oberhalb von Bach ausgeredet (Rob hatte die Strecke eigentlich ganz spaßig in Erinnerung, mit einem kleinen Steingarten und einem Mini-Blockwurf an einer Brücke), sodass wir wieder in Bach starteten und bis zu den geparkten Autos an der Holzbrücke in Klimm fuhren. Der Vorteil war, dass allen die Strecke jetzt bekannt war und ohne Stress sehr viele Kehrwasser und Übungsstellen mitgenommen werden konnten, bis die Puste alle war. Nicht ganz alle: Beim Surfen auf einer Mini-Walze kenterte Patrick. Bevor Ed und Rob zur Hilfe sprinten konnten, war er schon wieder hochgerollt. Gruß und Dank an das Rolltraining in Ubstadt!
Kurz vor dem Ausstieg sahen wir dann, wo der Regen in der vergangenen Nacht niedergegangen war: Der Streimbach mischte von rechts rotbraune Brühe in den Lech, welcher selbst schon fast wieder eine blaue Farbe erreicht hatte. Die letzten 500m paddelten wir auf staubig riechendem Wasser vorbei an unzähligen Bäumen, die das Unwetter in der Nacht aus dem Bschlabertal auf die Kiesbank gespült hatte.
Nach einem kurzen Picknick ging es dann auf die Heimfahrt, welche leider durch mindestens so viel Verkehr wie bei der Hinfahrt, ewig dauerte.